Ich blättere gern in alten Büchern. Nicht nur, weil sie schön gestaltet sind. Sondern weil sie mir zeigen, wie wenig es manchmal braucht, um viel Wirkung zu erzielen.
Ein Detail fällt mir dabei immer wieder auf:
Der Raum. Die Ruhe. Der bewusste Umgang mit Weiß.
Alte Buchlayouts folgen meist einem festen Satzspiegel, einem unsichtbaren Raster, das den Text trägt. Der Text fließt nicht bis zum Rand. Die Seiten atmen. Es gibt eine klare Hierarchie. Nichts wirkt gedrängt, nichts überfüllt.
Was ich daran schätze: Diese Gestaltung war nie Show. Sie wollte nicht lauter sein als der Inhalt. Sie wollte ihn lesbar machen. Führbar. Greifbar.
Diese Haltung hat nichts mit Nostalgie zu tun. Sie zeigt, wie bewusst früher gestaltet wurde – mit klaren Entscheidungen, feiner Abwägung und dem Mut, Platz zu lassen.
Heute passiert oft das Gegenteil: Inhalte werden gestaucht, Räume zugeschoben, Elemente dicht an dicht gesetzt. Und oft fragt man sich: Warum wirkt es trotzdem leer? Die Antwort ist einfach: Weil Spannung nicht durch Fülle entsteht, sondern durch Klarheit.
Ich glaube, wer gestaltet, kann von alten Buchlayouts viel lernen; auch für digitale Medien. Denn auch auf einer Website, in einem PDF oder einem Social-Media-Post gilt: Ein guter Text braucht Platz. Ein gutes Layout braucht Struktur. Und der Leser braucht eine Führung, die nicht schreit, sondern trägt.
Ich arbeite oft an neuen Designs. Aber manchmal orientiere ich mich bewusst an alten. Weil sie mir zeigen, dass das stärkste Gestaltungselement oft genau das ist, was nicht da ist.