Ich gebe zu, ich hatte einen kurzen Moment, als ich die Pantone Trendfarbe 2026 gesehen habe. Kein Wow, kein Hm. Eher dieses stille: Interessant, dass genau dieser Ton das Rennen macht, obwohl ihn gefühlt niemand auf dem Schirm hatte. Aber seit wann kündigt sich eine Trendfarbe eigentlich an.
Cloud Dancer. Ein Weiß, das sich irgendwo zwischen Ruhe und Leerstelle einpendelt. Und genau da beginnt das Spannende. Nicht bei der Farbe selbst, sondern bei der Reibung, die sie auslöst.
Es ist faszinierend, wie ein stiller Ton eine laute Diskussion starten kann. Manche feiern die Klarheit, sprechen von einer Pause. Von einem Weiß, das sich wie ein leerer Raum anfühlt, in dem man einmal tief durchatmen kann. Andere rollen eher mit den Augen. Für sie ist es schlicht nur Weiß. Zu glatt, zu sauber, zu wenig Haltung. Eine Fläche ohne Aussage. Ein Hintergrund, der plötzlich zur Hauptrolle gezwungen wird.
Und dann gibt es die Fraktion, die ihre eigenen Favoriten sofort auf den Tisch legt. Deep Plum. Terrakotta. Cedar Green. Organische, satte Töne, die mehr von unserer aktuellen Stimmung tragen als ein zurückhaltendes Weiß. Farben, die Geschichten erzählen. Die Tiefe erzeugen oder Wärme transportieren. Auch wenn ich selbst weiche Töne mag, merke ich, wie stark mich gerade diese kräftigen, erdigen Farbtöne ziehen.
Vielleicht ist genau deshalb Cloud Dancer gewählt worden. Als Gegenpol zu dem, was viele fühlen. Eine neutrale Fläche vor dem nächsten Kapitel. Ein Raum, der nichts vorgibt und alles offenlässt. Eine Farbe, die sich fast zurückzieht, damit wir wieder etwas hineinlegen können.
Am Ende sagt diese Trendfarbe weniger über 2026 aus, als über uns. Über die Art, wie wir auf Stille reagieren. Auf Erwartungen. Auf die Frage, ob wir überhaupt noch bereit sind für eine Farbe, die keinen Anspruch erhebt.
Und ehrlich, wann hat eine Jahresfarbe zuletzt wirklich das getroffen, was wir erwartet haben.
Vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob sie uns gefällt, sondern darum, was sie anstößt.