Weniger ist manchmal mehr – auch im Design

1. Juli 2025

Du ziehst den Deckel vom Joghurt ab.
Darunter: noch eine Plastikschicht.
Zwei Lagen Schutz für ein Produkt, das in wenigen Minuten gegessen ist.

Der Juli steht im Zeichen der Reduktion. „Plastic Free July“ nennt sich die Bewegung. Und plötzlich fällt auf, wie viel wir täglich auspacken, nur um an das Eigentliche zu kommen.
Und während ich diese Verpackungen betrachte, denke ich an Gestaltung.

Auch im Design überlagern wir oft das Wesentliche.
Zusätzliche Ebenen, vermeintlich notwendige Trennlinien, ein Hintergrund, der eigentlich nur stört.
Nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus dem Bedürfnis heraus, auf Nummer sicher zu gehen.
Aber Sicherheit macht nicht immer Wirkung.

Gutes Design beginnt dort, wo unnötige Elemente weggelassen werden.
Nicht um zu reduzieren, sondern um Klarheit zu ermöglichen.
Ein Satzspiegel, der Luft lässt.
Ein typografisches System, das nicht schreien muss.
Ein Aufbau, der nicht ständig betont, was er längst zeigt.

Auch in der Satzarbeit entscheidet oft ein einziges weggelassenes Element über den Rhythmus.
Und im Corporate Design kann eine bewusste Leerstelle stärker wirken als eine vollflächige Grafik.

Reduktion ist kein Trend.
Sie ist ein Gestaltungsprinzip, das uns zwingt, Position zu beziehen.
Was ist wirklich notwendig?
Was dient nur der Hülle? 

Vielleicht sollten wir öfter die zweite Folie weglassen – im Supermarkt und im Layout.