Mitten im Detail.

17. Juni 2025

Komplexe Projekte verlieren sich selten an der Oberfläche. Sie verlieren sich in den Details. Oder sie gewinnen genau dort.

Ich habe über die Jahre an vielen Gestaltungsreihen gearbeitet: Plakate, Serien, mehrsprachige Varianten, CD-konforme Module, präzise Raster. Es sind genau die Projekte, bei denen alles sitzen muss – aber nichts nach Schema aussieht. Wo jedes Element sich an ein größeres Ganzes anlehnt, aber doch individuell wirkt.

Was ich dabei gelernt habe: Gute Gestaltung lebt nicht davon, wie viel sie zeigt. Sondern wie gut sie sich organisiert. Und wie klar sie bleibt – auch dann, wenn sie viel transportieren muss. Denn Komplexität lässt sich nicht wegreduzieren. Aber sie lässt sich ordnen.

Wenn ein System trägt, dann merkt man das im Kleinsten. Dann stimmt der Abstand. Dann funktioniert eine Überschrift auch in drei Sprachen. Dann wiederholt sich nichts, ohne langweilig zu wirken. Und jedes Detail greift so ineinander, dass es nicht auffällt, aber fehlt, wenn es nicht da ist.

Klarheit bedeutet nicht, dass alles gleich aussieht. Es heißt, dass alles zusammengehört. Und dass jedes einzelne Element seine Aufgabe kennt. Ich glaube nicht an Gestaltung, die alles auf einmal zeigen will. Ich glaube an Projekte, die ihren Rhythmus haben. Ein Raster. Ein inneres Gerüst.

Wenn man sich darauf verlassen kann, entstehen Spielräume. Dann darf ein Motiv mal ausbrechen, weil es im Ganzen gehalten wird. Dann darf etwas schief sein, weil es aus einer klaren Entscheidung kommt. Dann wird aus Gestaltung nicht nur eine Form, sondern eine Haltung.

Ich sehe mich oft mittendrin: nicht zwischen Aufgaben, sondern zwischen Entscheidungen. Zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was wirken soll. Und je klarer das Konzept, desto feiner darf das Detail werden. Ohne sich zu verlieren. Denn das Entscheidende zeigt sich oft nicht im großen Ganzen. Sondern in dem, was hält, verbindet – und am Ende trägt.